Alles hat seine Zeit:
Sich begegnen und verstehen,
sich halten und lieben,
sich loslassen und erinnern.
Ich bin 44 Jahre jung, glücklich verheiratet und habe 2 Kinder. Ich bin zertifizierte Trauerrednerin und wie es dazu kam, möchte ich kurz erzählen:
Ich wurde 1979 in einem kleinen Städtchen in Südbrandenburg geboren. Meine Kindheit und Jugend war unbeschwert. Ich hatte und habe bis heute eine tolle Familie und Freunde. Wir verbrachten fast unsere gesamte Freizeit draußen in der Natur, spielten in Gärten, fuhren mit dem Fahrrädern und eroberten die Spielplätze in der Umgebung. Ich besuchte das städtische Gymnasium und verließ 1999 – mit dem Abitur in der Hand – als eine der letzten Helden des Jahrhunderts (das war unser Motto) die Schule. Es war eine tolle Zeit. Was das Leben von nun an für uns bereit hielt, wusste niemand.
Trotz dieser unbeschwerten Zeit wurde ich schon sehr früh mit dem Tod konfrontiert. 1986 verstarb nach langer schwerer Krankheit mein Opa und 1987 mein Vater mit gerade einmal 36 Jahren. Damals war ich noch keine 8 Jahre alt. Ich wusste nicht, was der Tod bedeutet und was er bei den Hinterbliebenen auslösen kann. Heute – weit über 35 Jahre später ist das anders.
Nach meiner Schulzeit entschied ich mich, einen Beruf zu erlernen.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass es mit 15 Jahren mein größter Wünsch gewesen ist, Bestatter zu werden. Doch dazu kam es aus verschiedenen Gründen nicht.
Stattdessen wandte ich mich den Lebenden zu. Ich zog von zuhause aus und begann 650 Kilometer weit entfernt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Ich arbeitete im Krankenhaus und später in der Altenpflege. Schnell begriff ich, dass man nicht alle Menschen retten kann – auch wenn man es von ganzem Herzen möchte. Man kann jedoch für sie da sein und Ihnen zuhören. Und das tat ich.
Im Laufe der Jahre lernte ich tolle Menschen und deren Geschichten kennen. Viele von Ihnen begleitete ich bis zu deren Tod und erwies Ihnen die letzte Ehre auf Ihren Trauerfeiern. Die Trauerfeiern konnten nicht unterschiedlicher sein. So empfand ich es zumindest. Einige waren sehr emotional, andere hingegen wirkten eher kühl und unpersönlich, sodass ich die verstorbene Person kaum wiedererkannte.
Und genau das war der Grund, warum ich mich für den Beruf der Trauerrednerin entschied:
Ich wollte keine kühlen, emotionslosen und unpersönlichen Abschiedsfeiern. Ich möchte den Tag auch nicht schlimmer machen, als er schon ist. Ich kann Ihnen auch den Schmerz nicht nehmen, den Sie vielleicht empfinden. Aber ich kann für Sie da sein, Ihnen zuhören und anhand Ihrer Erzählungen eine individuelle und persönliche Rede schreiben. Eine Rede voller Erinnerungen, Geschichten und Anekdoten, die aus dem Leben Ihrer Lieben erzählt.
Und wenn Sie im Nachhinein, vielleicht mit einem Lächeln, sagen können:
„Ja, dass war typisch!“ – dann war es eine gelungene Abschiedsfeier.
Herzlich,
Ihre Beatrice Michalczak